Schlosskonzert 2022 - Lippstadt
Schlosskonzert 2022: Tango-Etüden und Klavierquartett
Störmede – „Musik weckt Erinnerungen, sie beeinflusst Körper und Geist.“ In der Kombination mit Sonne, Wein und Geselligkeit sollte sich der einführende Satz des Lions Club-Präsidenten Dr. Olaf Heyn zum diesjährigen Schlosskonzert des Lippstädter Service-Clubs bewahrheiten. Das Rittergut in Störmede bildete dafür den stimmungsvollen Rahmen.
Gleich zwei Ensembles sorgten für das musikalische Programm. Den Auftakt machte das Duo Con Spirito mit dem Flötisten Polychronis Karamatidis und dem Gitarristen Matei Rusu aus Maastricht. Ihr Repertoire deckt die ganze Bandbreite musikalischer Stilepochen ab, was sich an der Auswahl ihrer Stücke ablesen ließ. In Luigi Legnanis drei Sätzen aus dem Duetto Concertante arbeiteten sie den opernhaften Charakter des Werkes heraus, das kokett mit musikalischen Elementen spielt. Geschwind und einander zugewandt verliehen sie dem Werk eine ungewöhnliche Dynamik, wie man sie mit der Querflöte als Soloinstrument in dieser Intensität nicht vermutet.
Die Spanische Solo-Gitarre stand ganz im Fokus von Astor Piazzollas sechs Tango-Etüden, von denen die beiden drei interpretieren – und dies in einer dem Komponisten gebotenen Leidenschaft und Getriebenheit, die diese Musik so lebendig macht. Staccati, eine aufsteigende Chromatik und ein sich wiegender Rhythmus ließen eintauchen in die Welt des kunstvollen Tangos, seiner temperamentvollen wie melancholischen Stimmung. Die Höhen und Tiefen schaffte auch Karamatidis auf der Flöte prächtig herauszuholen.
Den zweiten Teil des Konzerts gestaltete das Vara-Quartett mit Jasper Sommer (Violine), Verena Curuti (Viola), Yerin Lee (Cello) und Thomas Curuti (Klavier), die sich von der Hochschule in Detmold kennen. Sie widmeten sich den vier Sätzen des Klavierquartetts Nr. 1 von Johannes Brahms, seinem Erstlingswerk in dieser Form nach 20 Streichquartetten.
Dieses hatte er im Wettstreit geschrieben, darin einbezogen ungarisch-folkloristische Elemente, in denen sich melancholische Klangfarben und ausformulierte Soli widerspiegeln. Das Quartett kreierte eine orchestrale Tiefe, die in all ihrer Klangfarbenpracht auch viel Schankhausluft atmete. Ständig bewegte sich etwas, wurde es stimmungsvoll und launisch. Vor allem beeindruckte Sommer mit einem starken Strich. Mal feierlich elegisch, mal überbordend temperamentvoll präsentierte sich ein technisch wie ausdrucksstark sicheres Ensemble. Alle Akteure wurden mit großem Applaus bedacht. Das Stück „Over The Rainbow“ bildete einen sinnbildlich schönen Übergang zum Rest des bunten Abends, der dem Austausch bei Häppchen und Wein gewidmet war.